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Die Region

Neben den schon bekannten Texten erscheint hier demnächst die jahrelang auf Informationstafeln am Wanderweg in Schwarzenmoor festgehaltene Historie der Region. Damit ist die einzigartige, vormals als Schilder präsentierte Geschichte von Geologie und Geographie des wohl interessantesten Herforder Stadtteiles exklusiv auf der Webseite des Schwarzenmoorer Patenkreises digital erhalten!

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In der „Herforder Schweiz“ wechseln sich landwirtschaftliche Flächen mit
Wiesen und Waldstücken ab

Zwischen der Mindener und Vlothoer Straße liegt als „Herforder Schweiz“ – Schwarzenmoor.

„Über den Daumen sind das rund 1.500 Hektar, die zum größten Teil heute noch landwirtschaftlich genutzt werden“, sagt Werner Seeger, (Kreis-)Landwirt und Schwarzenmoorer durch und durch.
Die Stadt, zu der die einst selbstständige Gemeinde seit der Gebietsreform 1969 gehört, hat sich auch in Richtung Schwarzenmoor ausgeweitet, wie die Bebauung des Hamscheberges und der oberen Amselstraße zeigen.

„Das ist nur zu verständlich, weil die Wohnqualität in unmittelbarer Nachbarschaft zur gewachsenen Natur ausgezeichnet ist.“

Bei schönem Wetter entdecken immer mehr Herforder den Naherholungswert dieses malerischen Stadtteiles. Seit die Vlothoer- und die Senderstraße einen Radweg bekommen haben, leisten zunehmend Radler den Joggern Gesellschaft.

Etwa 15 Höfe gibt es noch hier draußen. Die Landschaft wird hier durch Hügel und Sieke, durch den Wechsel von Kulturflächen, Wiesen und Wald geprägt. Nur zwei Landwirte – glaubt Seeger – halten noch Milchvieh. Dass es nach mehr aussieht liegt daran, dass auf nicht zu bewirtschaftenden Hangkuppen andere Landwirte ihre Kühe und Rinder weiden lassen.

Das Bearbeiten der Felder in (oft) extremer Schräglage war nie einfach. „Man muss hier schon aufgewachsen sein, um aus der Erfahrung zu wissen, wie man einen Hang anfährt“, sagt Seeger.

Die Endmoränenlandschaft verdankt ihr Aussehen der Eiszeit. Aber nicht nur das: Die Landwirte in „Black Moor City“ – wie der Stadtteil scherzhaft genannt wird – sind im wahrsten Sinne des Wortes steinreich. Jedes Pflügen fördert Findlinge zu Tage, von faustgroß bis Kinderkopfgröße und mehr.

Aus diesem Grund hat sich Seeger einen steinsicheren Vier-Schar-Pflug aus Norwegen kommen lassen. „Beim ‚Kvernelands‘ brechen die Scharen nicht weg, wenn sie auf Stein stoßen.“

Werner Seeger bewirtschaftet seit 35 Jahren den familieneigenen 35-Hektar-Hof An den Teichen, zu dem er 40 Hektar in der Nachbarschaft hinzugepachtet hat. (übernommen aus „Neue Westfälische“, September 2001)

Lebuin und die „heilige Buche“

Ein Gedenkstein unter einer 65 Jahre alten Buche auf der Egge soll demnächst an ein legendäres Ereignis aus der Herforder Vorgeschichte erinnern – die wundersame Rettung des heiligen Lebuin vor seinen grausamen heidnischen Feinden.

In Herford ist diese Überlieferung fast in Vergessenheit geraten. Deshalb wird sie hier noch einmal erzählt. 32 Jahre brauchte der mächtige Frankenherrscher und seit 800 Kaiser Karl der Grosse, um unsere Vorfahren, die Altsachsen, endgültig zu besiegen und zu Christen zu machen. Doch schon vor den Sachsenkriegen (772-804) kam der angelsächsische Wanderprediger Lebuin aus der Missionsschule Deventer und verkündete den noch heidnischen Friesen und Sachsen das Christentum.

Im Mittelpunkt seiner Lebensbeschreibung, die der flandrische Mönch Hucbald noch im 9. Jahrhundert verfasst hat, steht das wohl wichtigste Ereignis seines Lebens. Es geschah in Herford. Einmal im Jahr kamen die Abgesandten der drei sächsischen Stände aus den 60-100 Gauen in Marklo zusammen, um alles Wichtige zu verhandeln. Wo aber lag Marklo, diese Gross-Thingstätte aller Sachsen? Immer mehr wird in der Fachwelt der Raum zwischen Herford und der Weser angenommen, die Steinegge zwischen Herford und Vlotho. 770 nun taucht Lebuin beim Thing in Marklo auf, tritt in den heiligen Grosskreis der Sachsen und fordert sie auf, das Kreuz in der Hand, den wahren Gott anzuerkennen. Wütend reagieren die Sachsen. Nur sehr knapp kann Lebuin dem drohenden Tod entkommen. Verfolger sind hinter ihm her…

Hier setzt nun eine Herforder Tradition ein, die der Historiograph Westfalens Werner Rolevinck im 15.Jahrhundert aufgezeichnet hat. Auf der Herforder Egge, nordöstlich der späteren Stadt, stellten die Sachsen den flüchtenden Lebuin. Da geschah ein Wunder: Ein Baum „öffnete sich durch Eingreifen Gottes und verbarg den heiligen Lebuin“. Dieser konnte sich offensichtlich gerade noch verstecken, was die Christen sich nur durch ein Entrückungswunder erklären konnten. Im Mittelalter soll die „heilige Buche“ ein Wallfahrtsziel gewesen sein, nach Normann (1910) dort eine Kapelle gestanden haben.

1934 wurde am Fuße der Herforder Egge eine neue „Hilligenboeke“ gepflanzt – und jetzt im Jahr 2002 soll ein Gedenkstein, auf Anregung vom Heimatverein und durch Initiative von Heinrich Wemhöner, an diese Tradition erinnern. Mehr zu diesem Thema berichtet Dr. Rainer Pape in dem Band „Waltger und die Gründung Herfords“ (Herford 1988). Karl der Grosse hat durch die Eroberung und Christianisierung Altsachsens dafür gesorgt, dass dieses Land zu Europa, zum christlichen Abendland, gehört – mehr noch, dass es im 10. Jahrhundert zum ersten Kernland des entstehenden Deutschen Reiches werden konnte. Wesentliches auf diesem Wege ist eng verbunden mit Herford und seinem „Widukind-Kreis“.

(von Paul-Otto Walter für die Neue Westfälische, Februar 2002

Enthüllung des Lebuin-Gedenksteines

Bild des LebuinsteinesSchon in dieser frühen Zeit wurden wegen des Glaubens blutige Kriege geführt; Lebuin hätten sie fast das Leben gekostet. Aber der Sage nach öffnete sich die Buche an der Stelle des heutigen Gedenksteines und hielt ihn vor den heidnischen Sachsen verborgen.

Die Inschrift im Gedenkstein erzählt nochmals diese Geschichte und ist nun für jedermann an einer der schönsten Ecken Schwarzenmoors zu sehen.

eine private Spendengemeinschaft zur weltweiten Unterstützung karitativer Ziele